... Mutter/Vater und mein Kind raucht

Mein Kind raucht - Welche Haltung sollte ich einnehmen?

Signalisieren Sie zunächst auf jeden Fall, dass es Ihnen nicht egal ist, dass Ihr Kind raucht.

Ein Heranwachsender muss spüren, dass seine Eltern nicht wegsehen, sondern sich im Gegenteil für seine Zukunft interessieren. Legen Sie aber trotzdem keine übertriebene Sorge an den Tag. Verzichten Sie außerdem darauf, Zigaretten übermäßig zu verteufeln. Dann laufen Sie nämlich Gefahr, sich unglaubwürdig zu machen. Schaffen Sie eine vertrauensvolle Atmosphäre und hören Sie sich an, warum Ihr Nachwuchs raucht (zugewandtes Zuhören). Reden Sie mit Ihrem Kind ganz allgemein über Tabak und Tabakkonsum, aber auch über seinen Alltag, und bleiben Sie dabei ruhig, ohne den Ton zu verschärfen.

Warum Heranwachsende anfangen zu rauchen

Wenn Sie als Elternteil rauchen, ist die Gefahr groß, dass Ihr Kind ebenfalls mit dem Rauchen anfängt. Der Anblick einer rauchenden Person ist alltäglich und Rauchen damit letztlich die Norm.

Einige Gründe sind jedoch charakteristisch für die Phase der Pubertät:

  • Der Gruppendruck: Rauchen gilt als cool, und die Heranwachsenden haben das Bedürfnis, zu einer Gruppe zu gehören, aus Angst vor Ausgrenzung machen sie das, was alle anderen auch machen.
  • Das Bedürfnis, Regeln zu brechen.
  • Neugier auf neue Erfahrungen; Neues ausprobieren/kennenlernen.
  • Initiationsritus für den Eintritt ins Erwachsenenleben – um zu zeigen, dass sie nun erwachsen sind, tun sie es den Erwachsenen nach und stellen damit ihre Unabhängigkeit unter Beweis.
  • Zur Regulierung von Gewicht und/oder Appetit – Zigaretten sind bekannt als Appetitzügler.
  • Zur Entspannung: Einige Jugendliche erleben die Pubertät als sehr aufreibende Phase voller Selbstzweifel.
  • Zur Identifikation mit ihren Idolen

Der Einfluss der Tabakindustrie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Der Einfluss der Tabakindustrie

Werbung für Tabakprodukte ist in Luxemburg seit 2006 verboten, doch die Tabakindustrie bewirbt ihre Produkte weiterhin auf Plakaten und großen Bildschirmen unmittelbar an den Verkaufsstellen.
Sie platziert ihre Werbebotschaften auf Augenhöhe oder unweit von den Zeitschriften oder den Süßigkeiten an der Supermarktkasse.

Neben dieser ganz offensichtlichen Werbung verfolgt die Tabakindustrie mit der sogenannten Produktplatzierung insbesondere in den Medien noch eine weitere, deutlich perfidere Werbestrategie.

Ob auf Netflix, im Internet, im Kino oder auch in Fernsehserien erscheinen Tabakwaren auf dem Bildschirm. Ein Beispiel für die Platzierung von Tabakwaren in einem Kinofilm finden Sie zum Beispiel hier.

In den sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, Twitter, TikTok) funktioniert die Produktplatzierung der Tabakindustrie ganz ähnlich. Dort präsentieren Influencer und bekannte Persönlichkeiten Fotos, auf denen sie mit Tabakprodukten zu sehen sind.

So kann die Tabakindustrie Ihr Kind ganz unmittelbar erreichen.

Wenn Sie Ihr Kind über die manipulativen Methoden der Tabakindustrie oder durch den Tabakkonsum verursachte Umweltprobleme aufklären wollen, um es für die negativen Folgen des Konsums zu sensibilisieren, finden Sie hier unsere Publikation für 12- bis 16-Jährige zu diesem Thema.

Während früher in erster Linie Zigaretten geraucht wurden, wird Tabak bzw. Nikotin heute in den verschiedensten Formen konsumiert:

Allerdings ist keine der genannten Methoden ungefährlich.

Die Tabakindustrie bringt ständig neue Produkte auf den Markt, um neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen und sie abhängig zu machen:

„Wenn die Tabakindustrie diese Produkte als Beitrag zum weltweiten Kampf gegen Tabak präsentiert, bedient sie sich allbekannter Marketingstrategien, um Kinder mit neuen Mittel nikotinabhängig zu machen und die Gesetzgebung auszuhebeln.“

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus – Generaldirektor der WHO

„Da der Zigarettenverkauf zurückgegangen ist, hat die Tabakindustrie aggressiv neue Produkte lanciert, zum Beispiel E-Zigaretten und Heat-not-burn-Produkte – und übt Druck auf die Regierungen aus, damit die ihre Gesetze lockern. Das Ziel ist simpel: die nächste Generation nikotinabhängig zu machen. Das dürfen wir nicht zulassen.“

Michael R. Bloomberg – WHO-Botschafter und Gründer von Bloomberg Philanthropies

Mein Kind raucht – und jetzt?

Lassen Sie Ihr Kind sich äußern, es muss wissen, dass es sich Ihnen anvertrauen kann. Bleiben Sie beim Rauchverbot zu Hause, aber erklären Sie Ihrem Kind auch die Gründe. Durch dieses Verbot hat es weniger Gelegenheiten zu rauchen und wird nicht so schnell abhängig. Außerdem kann es Ihr Kind motivieren aufzuhören.

Wenn man jung ist, ist es einem relativ egal, dass man später einmal langfristig krank werden und Krebs bekommen könnte. Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind darüber, was alles in Zigarettenrauch steckt (Abbildung gegenüber), was Abhängigkeit ist und was es bedeutet, wenn man nicht mehr selbst entscheiden kann, wann und wie viel man raucht.

Die meisten Jugendlichen glauben, dass sie ihren Tabakkonsum im Griff haben, und sind sich nicht darüber im Klaren, wie schnell man von Tabak physisch oder psychisch abhängig werden kann. Wenn Sie selbst rauchen, können Sie Ihrem Kind die negativen Seiten des Konsums nahebringen und ihm vielleicht auch von Ihren Versuchen, das Rauchen aufzugeben, berichten.

Zwingen Sie Ihr Kind zu nichts

Wenn man einen Heranwachsenden mit aller Macht zu etwas zwingen möchte, erreicht man häufig das Gegenteil des Gewünschten. Ein striktes Rauchverbot ist auch schwierig durchzusetzen, schließlich verbringt man ja nicht Tag und Nacht mit seinem Nachwuchs.

Was also tun?

  • Führen Sie das Gespräch in einem passenden Moment (wenn alle entspannt sind) und formulieren Sie Ihren Standpunkt ganz deutlich.
  • Vermeiden Sie Aussagen wie „Du bist …“, „Du solltest …“ „Du hast …“ Das klingt nach Vorwurf. Sagen Sie lieber „Ich finde …“, „Meiner Meinung nach …“ usw.
  • Halten Sie keine Strafpredigt, sondern führen Sie ein echtes Gespräch. Und gestalten Sie das Ganze nicht wie ein Verhör. Wenn Heranwachsende das Gefühl haben, verhört zu werden, machen sie ganz zu.
  • Bleiben Sie beim Thema Rauchen, auch wenn Ihr Kind versucht, sich zu verteidigen oder Sie abzulenken.

Machen Sie einen Deal mit Ihrem Kind und erfüllen Sie Ihm einen Wunsch, wenn es es geschafft hat, das Rauchen komplett aufzugeben.
Rechnen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind aus, wie viel es für Zigaretten ausgibt, und überlegen Sie gemeinsam mit ihm, was es sich für das Geld alles kaufen könnte, wenn es aufhören würde. Das kann eine echte Challenge sein!

Bringen Sie Ihr Kind dazu, über seinen Tabakkonsum nachzudenken

Fragen Sie Ihr Kind, warum es raucht, und diskutieren mit ihm über die Antworten. Überlegen Sie gemeinsam, was gegen Begründungen wie „ich rauche, wenn ich Stress habe/um mich zu entspannen/ wegen des Gruppendrucks“ spricht. Führen Sie sehr konkrete Argumente an, die auf die kurzfristigen Folgen des Rauchens abzielen, etwa, dass es teuer ist, die Kondition beeinträchtigt, unangenehm riecht und für schlechten Atem sorgt … Damit erreicht man Heranwachsende deutlich besser als mit Informationen über die gesundheitlichen Folgen, die erst in einer späteren Lebensphase akut werden.

Rechnen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind aus, wie viel es ausgibt.

Mit diesen Argumenten wird Ihr Kind Sie wahrscheinlich konfrontieren

Ihre Rolle bei der Tabakprävention (und anderen Abhängigkeiten)

Eine zentrale Rolle in der Suchtprävention (und damit auch im Kampf gegen den Tabak) spielt die Entwicklung psychosozialer Kompetenzen, auch als Lebenskompetenzen bezeichnet. Was das ist?

Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt sie als „Fähigkeit, mit den Anforderungen und Schwierigkeiten des täglichen Lebens erfolgreich umzugehen. Lebenskompetenz bedeutet, dass man in der Lage ist, sein psychisches Wohlbefinden aufrechtzuerhalten und eine angemessene und positive Grundhaltung in seinen Beziehungen zu anderen, zu seiner eigenen Kultur und seiner Umwelt anzunehmen.“

Konkret gemeint ist damit die Fähigkeit:

  • Probleme zu lösen;
  • Entscheidungen zu treffen;
  • kritisch und kreativ zu denken;
  • erfolgreich zu kommunizieren;
  • sich selbst wahrzunehmen;
  • Empathie für andere zu zeigen;
  • Stress und Emotionen zu bewältigen.

Es ist also sehr wichtig, dass Sie Ihrem Kind ein Umfeld bieten, in dem es persönliche Wertschätzung erfährt und sich als Mensch anerkannt fühlt, der eine Stimme hat, dem man zutraut, Entscheidungen zu treffen und eigenständig zu denken – damit verfügt es über gute Voraussetzungen, seine Persönlichkeit frei zu entfalten.

  • Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es als Individuum mit eigenen Vorstellungen und Werten akzeptieren.
  • Geben Sie ihm das Gefühl, einzigartig zu sein.
  • Akzeptieren Sie seine Meinungen und ermutigen Sie es, die Meinung anderer kritisch zu hinterfragen.
  • Suchen Sie Kooperation mit Ihrem Kind, keinen Wettkampf.
  • Stellen Sie seine Erfolgserlebnisse heraus statt seiner Niederlagen: Loben Sie Ihr Kind nicht nur für seine Erfolge, sondern auch, wenn es sich anstrengt, um etwas zu erreichen.
  • Vergleichen Sie es nicht mit anderen.

Helfen Sie Ihrem Kind, in seine Fähigkeiten zu vertrauen und seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Mit diesen Fragen müssen Sie unter Umständen rechnen

Mein Sohn glaubt, dass es weniger schlimm ist, Cannabis zu rauchen (als Zigaretten), und dass das nicht abhängig macht. Was soll ich darauf antworten?

Ja, es heißt immer, dass Cannabis nicht abhängig macht. Aber man raucht Cannabis mit Tabak, und das bedeutet, dass man alle Giftstoffe aus dem Tabak inhaliert, und dazu auch noch Nikotin … was abhängig macht.

Meine Tochter sagt immer, ich hätte auch geraucht, als ich jung war. Was soll ich ihr antworten?

Damals wusste man noch nicht, wie gefährlich Tabak wirklich ist.

Aber heute weiß man alles über die negativen Folgen des Rauchens. Es gibt jede Menge leicht zugänglicher Informationsquellen, vor allem im Internet. Sie können sie auf die Seite maviesanstabac.lu hinweisen. Dort gibt es auch Videos von ehemaligen Rauchern, auch von einem jungen Mädchen.

Sie können ihr außerdem sagen, dass es ein Fehler war, zu rauchen – das beweist ja schon die Tatsache, dass Sie nicht mehr rauchen 🙂

Weitere Infos zu den schädlichen Auswirkungen des Rauchens gibt es hier

E-Zigaretten sind mehr oder weniger ungefährlich für die Gesundheit. Stimmt das?

E-Zigaretten enthalten diverse Substanzen, die man früher einfach nicht geraucht hat, zum Beispiel Glyzerin und Propylenglykol, die sich in Dampf verwandeln.
Bis dato liegen noch keine Erkenntnisse darüber vor, welche Folgen es hat, wenn diese Stoffe in die Lungen gelangen. Auch über die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit allgemein weiß man noch nichts.
Die Durchführung einer Studie braucht viel Zeit. Es muss erst eine gewisse Zeit vergehen, und dann dauern die Studien auch noch einmal ein paar Jahre. Dann erst kann man die ersten Schlussfolgerungen ziehen.

Weitere Informationen zu E-Zigaretten finden Sie hier  

In Luxemburg ist Rauchen für Minderjährige gesetzlich verboten. Wie kann es sein, dass sie trotzdem rauchen?

Das Gesetz verbietet den Verkauf von Tabak an Personen unter 18 Jahren, aber nicht den Konsum. Minderjährige können also ältere Freunde oder Bekannte bitten, für sie Zigaretten zu kaufen.

Näheres zur Gesetzgebung erfahren Sie hier

Lex Schaul, professionnel en santé publique à la Fondation Cancer

Schlagen Sie Ihrem Kind doch eine Beratung zum Thema Tabakkonsum bei der Fondation Cancer vor.

Lex Schaul

KOSTENLOSE BERATUNG

(Unsere Beratungen zur Rauchentwöhnung stehen ausschließlich Personen mit Wohnsitz oder Arbeitsplatz in Luxemburg zur Verfügung. Vielen Dank für Ihr Verständnis.)